Der letzte absolutistische Herrscher und seine Weltstars
Am 26. Juli 1960 eröffnete Herbert von Karajan das neu erbaute Große Festspielhaus mit dem Rosenkavalier von Richard Strauss und läutete eine neue Zeit ein: Mehr als 2.200 Gäste fanden fortan Platz in dem riesigen Auditorium, das von allen Sitzen beste Sicht gewährte, und die Bühne mit einer Portalweite von 32 und einer Gesamtbreite von mehr als hundert Metern war in ihren Größendimensionen weltweit unübertroffen. Nicht das Mozart-Repertoire sollte hier in erster Linie aufgeführt werden, sondern die beliebtesten Opern namentlich des 19. Jahrhunderts, natürlich mit den besten Sängern. Verdis Trovatore (1962), Otello (1970), Don Carlo (1975), Aida (1979), Falstaff (1981), Macbeth (1984) und Maskenball (1989) wurden denn auch hier gespielt, ebenso Bizets Carmen (1966, 1985), Mussorgskys Boris Godunow (1965) oder Hoffmanns Erzählungen von Offenbach (1980). Auch wenn Karajan schon seit dem Herbst 1960 nicht mehr als alleiniger Künstlerischer Leiter amtierte, sondern ab 1964 in ein Direktorium eingebunden wurde, so war doch stets er es, der alle Fäden zog und die maßgeblichen Entscheidungen traf: als „der letzte absolutistische Herrscher“, wie es nach seinem Tod 1989 in einem Nachruf hieß. Karajan bewirkte eine weitere Internationalisierung der Festspiele. Hatte in den Jahrzehnten zuvor das Ensemble der Wiener Staatsoper die Besetzungslisten dominiert, so wurde Salzburg jetzt zum Treffpunkt der polyglotten Weltstars, die als freischaffende Künstler auf den bedeutenden Bühnen von Mailand bis New York zu Hause waren: Giuseppe Taddei, Ettore Bastianini, Franco Corelli, Leontyne Price, Jon Vickers, Nicolai Ghiaurov, Mirella Freni, Plácido Domingo, Agnes Baltsa, José Carreras oder Anna Tomowa-Sintow. Dies wiederum lockte viele Gäste aus dem Ausland an, wobei die Präsenz des internationalen Jet-Set, die sich in der Berichterstattung der Gazetten spiegelte, das Image der Festspiele einfärbte und mitprägte – ungeachtet dessen, dass unter den Besuchern nach wie vor die Musikenthusiasten und wahren Liebhaber in der Mehrheit blieben. Nicht zuletzt avancierten die Salzburger Festspiele zu einem der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Region – Umwegrentabilität hieß das Zauberwort.
Details zu den einzelnen Jahren:
1960,
1961,
1962,
1963,
1964,
1965,
1966,
1967,
1968,
1969,
1970,
1971,
1972,
1973,
1974,
1975,
1976,
1977,
1978,
1979,
1980,
1981,
1982,
1983,
1984,
1985,
1986,
1987,
1988,
1989,