Nachkriegsjahre
Es grenzte an ein Wunder: Nur drei Monate nach Kriegsende, als Flüchtlinge und Soldaten die Stadt übervölkerten, als die Wunden, die durch die Bombenangriffe geschlagen worden waren, noch offen lagen und viele Güter nur auf dem Schwarzmarkt erhältlich blieben, fanden im Sommer 1945, unterstützt von der amerikanischen Besatzungsmacht, schon wieder Festspiele statt. Im darauffolgenden Jahr 1946 setzte der eigentliche Prozess der Normalisierung und Verstetigung ein: Ensemblemitglieder der Wiener Staatsoper und die Wiener Philharmoniker standen wieder zur Verfügung. Mit Oscar Fritz Schuh, der eine Salzburger Dramaturgie entwarf, wurde ein Künstler verpflichtet, der bis 1970 dreißig Inszenierungen für die Festspiele schaffen sollte und vor allem den Opernspielplan mit zeitgenössischen Akzenten versah: Werke von Frank Martin, Carl Orff, Werner Egk, Gottfried von Einem, Rolf Liebermann, Heimo Erbse und Boris Blacher gelangten zur Ur- oder Erstaufführung. Wilhelm Furtwängler, Karl Böhm und Josef Krips schufen mit einer spielfreudigen, jungen Sängergeneration – man denke an Irmgard Seefried, Elisabeth Schwarzkopf, Sena Jurinac, Anton Dermota, Erich Kunz und Paul Schöffler – einen neuen Mozart-Stil, der die Vision des Musiktheaters in beiden Bestandteilen des Wortes verwirklichte. Ab 1948 gab Ernst Lothar als Chef des Schauspiels der ältesten Sparte der Salzburger Festspiele frisches Profil: Ihm war 1952 auch die erste wirkliche Neuinszenierung des Jedermann nach der Reinhardt-Ära zu verdanken – Will Quadflieg gestaltete die Titelpartie. Und schließlich rückte ein Mann immer mehr in den Vordergrund, dessen Name bis heute für viele Besucher untrennbar mit den Salzburger Festspielen verbunden ist: Herbert von Karajan, der 1948 mit Glucks Orpheus hier erstmals eine Opernproduktion dirigierte, 1956 zum Künstlerischen Leiter berufen wurde, 1957 bei Beethovens Fidelio als Regisseur debütierte und der regelmäßige Salzburg-Gastspiele seines Stammorchesters, der Berliner Philharmoniker, zur festen Institution werden ließ.
Details zu den einzelnen Jahren:
1945,
1946,
1947,
1948,
1949,
1950,
1951,
1952,
1953,
1954,
1955,
1956,
1957,
1958,
1959,