Hugo von Hofmannsthal Jedermann
Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes
Wiederaufnahme
Bei Schlechtwetter im Großen Festspielhaus
Dauer der Vorstellung ca. 1 Stunde 40 Minuten
PREMIERE
- 21. Juli 2018, 21:00 Uhr
- 24. Juli 2018, 21:00 Uhr
- 26. Juli 2018, 21:00 Uhr
- 30. Juli 2018, 21:00 Uhr
- 01. August 2018, 21:00 Uhr
- 06. August 2018, 17:00 Uhr
- 09. August 2018, 21:00 Uhr
- 11. August 2018, 17:00 Uhr
- 12. August 2018, 17:00 Uhr
- 14. August 2018, 17:00 Uhr
- 16. August 2018, 21:00 Uhr
- 19. August 2018, 21:00 Uhr
- 21. August 2018, 17:00 Uhr
- 27. August 2018, 17:00 Uhr
Programm drucken (PDF)
Peter Lohmeyer, Stimme des Herrn / Tod / Der Spielansager
Tobias Moretti, Jedermann
Philipp Hochmair (09.08, 11.08, 12.08, 14.08, 16.08), Jedermann
Edith Clever, Jedermanns Mutter
Hanno Koffler, Jedermanns guter Gesell / Teufel
Sigrid Maria Schnückel, Der Koch
Roland Renner, Ein armer Nachbar
Fritz Egger, Ein Schuldknecht
Martina Stilp, Des Schuldknechts Weib
Stefanie Reinsperger, Buhlschaft
Hannes Flaschberger, Dicker Vetter
Stephan Kreiss, Dünner Vetter
Christoph Franken, Mammon
Mavie Hörbiger, Werke
Johannes Silberschneider, Glaube
Ensemble 013
Nach über 680 Vorstellungen in einem knappen Jahrhundert ist der Jedermann zentraler Bestandteil der DNA der Salzburger Festspiele und schreibt seine Historie in einem fort, ein singulärer Vorgang im deutschsprachigen Theater.
Konzipiert als Wiederbelebung einer mittelalterlichen Moralität nach dem Vorbild des englischen Everyman, angereichert durch Hecastus von Hans Sachs und andere Quellen, schreibt Hofmannsthal über Jahre in einem Europa der kulminierenden Konflikte an seinem Jedermann. Im Kopf immer eine mögliche Umsetzung durch Max Reinhardt: „Trug man, mit vergehenden Jahren, das Wesentliche dieses dramatischen Gebildes stets in sich, zumindest im Unterbewusstsein, so regte sich allmählich Lust und Freiheit, mit dem Stoff willkürlich zu verfahren. Sein eigentlicher Kern offenbarte sich immer mehr als menschlich absolut, keiner bestimmten Zeit angehörig, nicht einmal mit dem christlichen Dogma unlöslich verbunden; nur dass dem Menschen ein unbedingtes Streben nach dem Höheren, Höchsten dann entscheidend zu Hilfe kommen muss, wenn sich alle irdischen Treu- und Besitzverhältnisse als scheinhaft und löslich erweisen, ist hier in allegorisch-dramatische Form gebracht, und was gäbe es Näheres auch für uns?“
Das Wagnis, das Hofmannsthal hier explizit beschreibt, frei mit dem Stoff zu verfahren, und seine thematische Rückführung auf einen Kern, der weder zeitlich noch dogmatisch gebunden ist, bilden das ideologische Kraftzentrum des Jedermann.
„Im Kern stellt der Jedermann die Frage: Was passiert, wenn der Tod in das Leben tritt? Der Tod ist in unserer Kultur so sehr verdrängt wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte. Wir versuchen, uns zunehmend von unserer Endlichkeit abzuschotten und uns möglichst wenig damit zu konfrontieren, aber trotzdem ist letztlich allen klar: Um ein bewusstes Leben zu führen, ist es notwendig, einen reflektierten Zugang zum Tod zu finden. Das gehört grundsätzlich zum Leben dazu. Der Mensch muss sich irgendwann mit dem Tod auseinandersetzen; er wird dieser Konfrontation nicht entgehen. Das Mysterium, das das Rätsel vom Tode des Menschen und seiner Begegnung mit dem Tod umgibt, existiert in allen Religionen und Kulturen. Und seit Menschen singen und schreiben, Kunst und Bilder produzieren, beschäftigt sie dieses Thema.
Unsere Inszenierung zielt auf eine zeitgenössische Lesart. Wir holen die Menschen in der Gegenwart ab und versuchen, sie mit einer Geschichte zu berühren, die zu jeder Zeit große Relevanz hat. Meiner Ansicht nach muss man jeden Text – unabhängig davon, ob man einen Klassiker oder ein zeitgenössisches Drama inszeniert – aus der Gegenwart durchdringen.
Wir versuchen, der elementaren Komplexität und archaischen Größe des Themas gerecht zu werden, ohne in der Inszenierung auf historisierende Kostüme oder Requisiten zurückzugreifen, und unsere Erfahrung hat gezeigt, dass das auch ein neues Licht auf die Qualität des Textes wirft.
Es gibt kaum ein Stück, das so sehr auf den Schultern eines einzelnen Schauspielers ruht, wenn man das Volumen des Textes und die Aufmerksamkeit bedenkt, die der Darsteller des Jedermann erhält. Er ist der einzige Partner aller anderen Figuren. Es ist seine Geschichte. Der Jedermann-Darsteller muss diese Figur mit zahlreichen Tönen und Farben zum Klingen und zum Leuchten bringen, er muss unzählige Erwartungen erfüllen und zugleich alle überraschen, er muss für die Tradition stehen und die Erneuerung verkörpern. Alles in allem ist das eine unmögliche Aufgabe, und dafür ist niemand so prädestiniert wie Tobias Moretti.
Erheblichen Anteil am Erfolg des Jedermann hier in Salzburg hat beim Spiel auf dem Domplatz die direkte Konfrontation des Theaters mit der Kirche, also die Begegnung zwischen Profanem und Spirituellem. Mit dem Domplatz fand Reinhardt einen Ort, wo er diese Pole aufeinanderprallen lassen und daraus eine ganz große Theatralik entwickeln konnte.
Was Jedermann zu allen Zeiten war und ist: ein Stück für die Menschen, die im Publikum sitzen und sich fragen, wie denke ich in meiner Zeit über mein Schicksal nach.“
Michael Sturminger