Georges Bizet Les Pêcheurs de perles
Oper in drei Akten (1863)
Libretto von Eugène Cormon und Michel Carré
Konzertante Aufführungen
In französischer Sprache
mit deutschen und englischen Übertiteln
Dauer der Oper ca. 2 Stunden 30 Minuten
PREMIERE
- 23. August 2018, 19:00 Uhr
- 26. August 2018, 15:00 Uhr
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„Wir haben niemals etwas Süßeres, etwas Mystischeres gehört“, schrieb ein Kritiker nach der Pariser Uraufführung von Les Pêcheurs de perles im Oktober 1863 über jene Melodie, die den Namen Bizet auch ohne Carmen fest im musikalischen Gedächtnis der Nachwelt verankert hätte. Von Nadir und Zurga in Terzen und Sexten intoniert, beschwört sie jenen Zauber herauf, den der Anblick einer jungen Priesterin im Tempel einst auf die beiden Männer ausübte: Beide entbrannten in Liebe, doch um ihrer Freundschaft willen gelobten sie einander, dieser Liebe zu entsagen.
Nach langer Trennung feiern Zurga, der von den Fischern gerade zum „König“ ernannt wurde, und Nadir ein Wiedersehen. Noch ahnen sie nicht, wer die verschleierte Frau ist, die nach altem Brauch ausgewählt wurde, um während der jährlichen Perlenfang-Expedition für die Fischer zu beten und böse Geister fernzuhalten. Als Nadir in ihr die niemals vergessene „Göttin“ aus dem Tempel erkennt und Leïla – so ihr Name – seine Liebe erwidert und damit einen strengen Eid bricht, den ihr der Hohepriester des Brahma abforderte, schweben die beiden bald in tödlicher Gefahr.
Die Librettisten wählten als Schauplatz der Dreiecksgeschichte zunächst Mexiko, dann Ceylon, womit sie an den Erfolg von Félicien Davids „indischer“ Oper Lalla-Roukh (1862) anknüpften. Für die Musik bedeutete die Einladung zu Exotismus freilich keinerlei Verpflichtung zu ethnografischer Authentizität. Fremdartiges Kolorit reichte aus, und Bizet verlieh es seiner Partitur so gekonnt wie reizvoll. Vor allem aber bildet Les Pêcheurs de perles ein frühes Zeugnis seiner eminenten musikdramatischen Begabung, die nicht dem Pathos seines Lehrers Gounod anhängt. Obwohl die Oper heftige Leidenschaften und dramatische Konfrontationen kennt, gilt für sie bereits, was Nietzsche später an Carmen rühmte: „Diese Musik […] kommt leicht, biegsam, mit Höflichkeit daher. Sie ist liebenswürdig, sie schwitzt nicht.“