Geistliche Matinee
ANTON BRUCKNER Pange lingua et Tantum ergo (phrygisch) WAB 33
JOHANNES BRAHMS Ein deutsches Requiem op. 45
„Londoner Fassung“ für Soli, Chor und Klavier zu vier Händen (1869)
Ende des Konzertes ca. 12:25 Uhr
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Im Gasthof zum Roten Igel konnten sie sich immerhin auf Geselchtes mit Knödeln einigen, davon abgesehen sind sie als die großen Antipoden des Konzertsaals ihrer Zeit in die Musikgeschichte eingegangen: Johannes Brahms auf der Seite der sogenannten „Konservativen“; Anton Bruckner für die fortschrittliche, an Wagner orientierte Gruppierung der „Neudeutschen“. 1868 waren die erbitterten stilistischen Grabenkämpfe zumal zwischen ihren Wiener Anhängern zwar noch nicht entbrannt, aber die Weichen dafür bereits gestellt. Verblüffend, dass beide Komponisten als Chorleiter gearbeitet hatten und auf ganz verschiedenen Pfaden zu geistlichen Kompositionen gelangt waren: Der zweifelnde Hamburger Protestant etwa vollendete 1868 Ein deutsches Requiem nach selbst zusammengestellten Bibeltexten. Nicht die sündige Seele des Verstorbenen steht da im Zentrum wie bei der lateinischen Totenmesse, sondern der Trost für die Hinterbliebenen. Und in der von Brahms selbst erstellten, intimeren Fassung für Solisten, Chor und Klavier zu vier Händen tritt das Wort noch mehr in den Vordergrund. Der fromme Katholik Bruckner hingegen hatte nicht nur in drei großen Messen, sondern auch zahlreichen weiteren Werken Gott gehuldigt: Seine Motetten zählen zur ergreifendsten Chormusik des 19. Jahrhunderts.