Giuseppe Verdi I due Foscari
Tragedia lirica in drei Akten (1844)
Libretto von Francesco Maria Piave nach der Tragödie The Two Foscari (1821) von Lord Byron
Konzertante Aufführung
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
PREMIERE
- 11. August 2017, 19:30 Uhr
- 14. August 2017, 15:30 Uhr
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Michele Mariotti, Musikalische Leitung
„Dort lacht man, hier stirbt man“
„Ich werde ein Doge im Angesicht sein, doch ein Vater im Herzen“: Seufzend fügt sich der greise Francesco Foscari dem Rat der Zehn, der seinen Sohn ein weiteres Mal aus Venedig verbannen wird. Zu schwer lasten die Anschuldigungen auf Jacopo, als dass sich der Doge der „unbestechlichen Gerechtigkeit“ des Rates zu widersetzen wagte. Doch steht es schlecht um die Gerechtigkeit, wenn sie von Machtkämpfen und einer Fehde überschattet wird, wie sie zwischen den Patrizierfamilien der Foscari und der Loredano herrscht. So ist es unter den „Dieci“ vor allem Jacopo Loredano, der darauf pocht, mit aller Härte gegen den jungen Foscari und schließlich auch gegen den innerlich gebrochenen Dogen vorzugehen.
Verdi empfand das Sujet seiner 1844 entstandenen Oper I due Foscari als „delikat und voller Pathos“, da die politischen Vorgänge, die die Handlung vorantreiben, in ihrer ganzen persönlichen und emotionalen Tragweite verdeutlicht werden. Während die beiden Foscari die Macht des Zehnerrates wie ein Schicksal hinnehmen, passiv und leidend, begehrt Jacopos Frau Lucrezia gegen das Urteil auf – die Sopranistin bildet damit ungewöhnlicherweise die aktivste und vokal kraftvollste Figur.
Nach dem energiegeladenen Ernani, mit dem Verdi seinen frühen Ruhm festigte, zeichnet sich seine sechste, in vielerlei Hinsicht experimentelle Oper durch einen intimeren Charakter, einen gemächlicheren Puls und eine musikalische Verfeinerung aus, die sich etwa an der Orchestrierung zeigt: Immer wieder gelingt es Verdi, die Lagune und die Meeresbrise klanglich heraufzubeschwören, dazu die Atmosphäre eines byronesken Venedig, das von dunklen Geheimnissen und verborgenen Grausamkeiten erfüllt ist und dessen sinnenfrohe, unbeschwerte Seite nur als Kontrastfolie zur Tragödie aufblitzt.
Christian Arseni