Als vergangenen Sommer Beethovens Missa solemnis unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt am Pult seines Concentus Musicus Wien erklang, war in keinster Weise abzusehen, dass sich damit für die Salzburger Festspiele ein Kreis schließen sollte, der 1992 mit der Aufführung ebenjenes Werkes begonnen hatte: dem Debüt von Nikolaus Harnoncourt bei den Salzburger Festspielen, damals mit dem Chamber Orchestra of Europe. Damals wie heute kompromisslos, aufrüttelnd, überwältigend. Die Bekanntgabe seines Rückzuges vom Dirigentenpult aus gesundheitlichen Gründen am Vorabend seines 86. Geburtstages löste in der ganzen Welt Betroffenheit aus, und auch uns bleibt vorerst nur, mit größter Dankbarkeit all jener Sternstunden zu gedenken, mit denen er knapp ein Vierteljahrhundert lang unseren Festspielen wahrhaft Unerhörtes geschenkt hat, u. a. zuletzt im Opernbereich Mozarts Zauberflöte und auf dem Konzertpodium dessen Trias der letzten Sinfonien, neu interpretiert als „Instrumentaloratorium“.
Seine vor zwei Jahren erstmals mit dem Concentus Musicus Wien begonnene Erkundung von Beethovens Schlüsselwerken sollte mit der 9. Symphonie in diesem Sommer seine Fortführung finden, wozu es nun leider nicht mehr kommt. Stattdessen wird Andrés Orozco-Estrada die Leitung dieses Konzertes am 25. Juli im Großen Festspielhaus übernehmen.
Andrés Orozco-Estrada zählt zu den herausragenden Dirigenten der jüngeren Generation und stand bereits am Pult internationaler Orchester wie den Wiener und Münchner Philharmonikern, dem Orchestra di Santa Cecilia in Rom oder dem Gewandhausorchester Leipzig. Er ist Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters Frankfurt und Music Director beim Houston Symphony; außerdem ist er Erster Gastdirigent beim London Philharmonic Orchestra. Im letzten Festspielsommer hat Orozco-Estrada erfolgreich bei den Salzburger Festspielen debütiert. Wir freuen uns sehr, dass er im kommenden Sommer nun nicht nur wie geplant Il templario von Otto Nicolai am Pult der Wiener Philharmoniker leitet, sondern auch im Rahmen der Ouverture spirituelle mit der Neunten von Beethoven zu erleben sein wird.
Andrés Orozco-Estrada:
„Es ist eine Ehre für mich, dieses Konzert zu übernehmen. Maestro Harnoncourt und der Concentus Musicus Wien haben durch ihre Interpretationen die Musikgeschichte verändert und bereichert. Auch für mich sind Herr Harnoncourt und ‚sein‘ Ensemble große Inspiration und Vorbild. Ich werde meine Sicht von Beethovens neunter Symphonie mit dem Concentus erarbeiten dürfen und bin schon unglaublich gespannt auf das Ergebnis.“