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PROGRAMMDETAIL

Richard Wagner Projekt Tristan und Isolde

Handlung in drei Aufzügen
Libretto vom Komponisten

Vorspiel, 2. Aufzug und Isoldes Liebestod aus Tristan und Isolde

Konzertante Aufführung

Dauer der Vorstellung ca. 1 Stunde und 40 Minuten.

AUFFÜHRUNG

  • 21. August 2014, 21:00 Uhr

SPIELSTÄTTE

Großes Festspielhaus

Programm drucken (PDF)

LEADING TEAM

Daniel Barenboim, Musikalische Leitung

BESETZUNG

Waltraud Meier, Isolde
Ekaterina Gubanova, Brangäne
Peter Seiffert, Tristan
René Pape, König Marke
Stephan Rügamer, Melot

West-Eastern Divan Orchestra

ZUR PRODUKTION

Tristan und Isolde – ein Werk von „gefährlicher Faszination“, wie Friedrich Nietzsche befand – entstand zu großen Teilen während Wagners Zürcher Aufenthalt im „Asyl auf dem grünen Hügel“, das ihm jene Frau eingerichtet hatte, die aufs Engste mit der Komposition dieses Werkes verknüpft ist: Mathilde Wesendonck, die Frau seines Gönners Otto Wesendonck.

Erstmals begegnet ist er ihr am 17. Februar 1852 nach einem Konzert, in dem er Beethovens fünfte Symphonie und die Coriolan-Ouvertüre dirigiert hatte. „An diesem Abend“ – so Jörg Aufenanger, der die Affäre der beiden in seinem Buch Richard Wagner und Mathilde Wesendonck. Eine Künstlerliebe detailliert nachgezeichnet hat – „beginnt das Abenteuer, das sowohl das Leben dreier Menschen verändern als auch die Historie der Oper prägen wird.“

Wagner fand in Mathilde, die sich ganz auf seine künstlerischen Visionen einließ, ihn bestärkte und unendlich beflügelte, eine Muse par excellence. Zugleich war er sich der Unmöglichkeit dieser Liebe bewusst, die bald schon zum Stadtgespräch werden sollte. An Franz Liszt schreibt er 1854: „Da ich nun aber doch im Leben nie das eigentliche Glück der Liebe genossen habe, so will ich diesem schönsten aller Träume noch ein Denkmal setzen […]: ich habe im Kopf einen Tristan und Isolte [sic] entworfen, die einfachste, aber vollblutigste musikalische Conception; mit der ‚schwarzen Flagge‘, die am Ende weht, will ich mich dann zudecken, um – zu sterben.“

Auch wenn der Tristan-Stoff des Gottfried von Straßburg der bürgerlichen Moral des 19. Jahrhunderts entschieden widersprach, übte diese Ehebruchsgeschichte doch einen besonderen Reiz auf viele Dichter gerade jener Zeit aus; am bekanntesten wurde das mit Tristan überschriebene Gedicht August von Platens, das mit den Worten „Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, / Ist dem Tode schon anheimgegeben“ beginnt. Weniger bekannt ist, dass Robert Schumann 1846 konkret mit dem Plan zu einer Oper Tristan und Isolde befasst war, zu dem ihm der Dichter Robert Reinick ein Szenario verfasst hatte. Es ist nicht auszuschließen, dass Richard Wagner Kenntnis davon hatte, trafen sich doch die Dresdner Künstler, darunter auch die beiden Komponisten, häufig in den Jahren 1845/46, um sich auszutauschen. Zu diesem Zeitpunkt scheint Wagner keinerlei Interesse an dem Tristan-Stoff gehabt zu haben, anders dann knapp zehn Jahre später, als der mit Wagner befreundete Karl Ritter, übrigens ein Schüler Robert Schumanns, mit seiner Tristan-Dramatisierung Wagner den Stoff in Erinnerung rief – zu einer Zeit, in der seine Leidenschaft zu Mathilde Wesendonck einen ersten Höhepunkt erreicht hatte. In Mein Leben vermerkte der Komponist: „Er [Ritter] hatte sich an die übermütigen Situationen des Romans gehalten, während mich die tiefe Tragik desselben sogleich anzog.“ Und so fand er denn auch seinen „Hauptstoff in der Darstellung der Liebesqual, welcher die beiden über ihr Verhältnis aufgeklärten Liebenden bis zu ihrem Tode verfallen“. Die Sehnsucht nach Liebe erweist sich als Sehnsucht zum Tod, ein Zustand, der nicht darstellbar ist, von dem uns Wagner aber im großen Liebesduett des zweiten Aufzugs und mit „Isoldes Liebestod“ eine Vorstellung zu geben vermag.

Erstmals in der Geschichte der Oper verlegte Wagner die „Handlung“, wie er das Werk im Untertitel nannte, ins Innere seiner Protagonisten: „Mit voller Zuversicht versenkte ich mich hier nur noch in die Tiefen der inneren Seelenvorgänge, und gestaltete zaglos aus diesem intimsten Zentrum der Welt ihre äußere Form. […] Leben und Tod, die ganze Bedeutung und Existenz der äußeren Welt, hängt hier allein von der inneren Seelenbewegung ab. Die ganze ergreifende Handlung kommt nur dadurch zum Vorschein, dass die innerste Seele sie fordert, und sie tritt so an das Licht, wie sie von innen aus vorgebildet ist.“

Im Dezember 1856 begann Wagner mit dem Textentwurf vor allem des dritten Aufzuges, im Herbst des folgenden Jahres war der Prosaentwurf vollendet. Am 31. Dezember 1857 überreichte er Mathilde die Kompositionsskizze des ersten Aufzugs mit folgender Widmung: „Hoch beglückt / Schmerz entrückt, / frei und rein / ewig Dein – / was sie sich klagten / und versagten, / Tristan und Isolde, / in keuscher Töne Golde, / ihr Weinen und ihr Küssen / leg’ ich zu deinen Füssen, / dass sie den Engel loben, / der mich so hoch erhoben!“

Die Partitur dieses Aufzugs wie auch die Kompositionsskizzen des zweiten entstanden noch im „Asyl“, dann musste Wagner sein Zürcher Domizil verlassen. Seine Frau Minna hatte ihn gegenüber Otto Wesendonck des Ehebruchs mit Mathilde bezichtigt. Am 17. August 1858 reiste Wagner nach Venedig, wo er im März 1859 den zweiten Aufzug abschließt. Der dritte Aufzug schließlich entstand in Luzern, nachdem Wagner Venedig wegen wachsender politischer Unruhen verlassen hatte. An Mathilde Wesendonck, für die er ein Tagebuch über die Arbeit an Tristan und Isolde auch aus der Ferne geführt hatte, schrieb er: „Der Tristan ist und bleibt mir ein Wunder! Wie ich so etwas habe machen können, wird mir immer unbegreiflicher.“

Ronny Dietrich




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