Petite Messe solennelle
GIOACHINO ROSSINI Petite Messe solennelle für Soloquartett, Chor, 2 Klaviere und Harmonium (1863)
Konzertende ca. 18.35 Uhr
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„Die leider letzte Todsünde meines Alters“ – wie Rossini auf dem Titelblatt seiner Petite Messe solennelle vermerkte – komponierte er im Alter von 71 Jahren und schon in der Titelgebung gibt sich der geniale Spötter zu erkennen, macht er sich damit doch gezielt über die aufgeblasene zeitgenössische Grande Messe solennelle lustig. Mit vier Solisten, kleinem Chor, 2 Klavieren und Harmonium grenzte er sich gegen die monumentalen Messen eines Bruckners oder Liszts ab. Und wie schon in seinem Stabat mater gehen stile antico und stile nuovo eine eigene Verbindung ein, die den bei der Uraufführung zu Tränen gerührten Meyerbeer zu einem überschwänglichen Brief an „den Jupiter Rossini“ über „diese neuen Aspekte Ihres unsterblichen Genies“ veranlasste, während Verdi ihm riet, diese Musik zu vergessen und lieber noch einen Barbiere zu schreiben. Doch um den unvermeidlichen Kritikern von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen, hatte sich Rossini bereits auf der letzten Partiturseite beim lieben Gott persönlich entschuldigt: „Ist es wirklich heilige Musik (musique sacrée), die ich da geschrieben habe, oder ist es doch vermaledeite Musik (sacrée musique). Ich bin für die komische Oper geschaffen, wie Du wohl weisst.“ Wiewohl Rossini auf Anraten von Freunden auch eine orchestrierte Fassung schuf, bevor „Herr Sax mit seinen Saxophons, oder Herr Berlioz mit anderen Riesen des modernen Orchesters“ kommt, entspricht die ursprüngliche Besetzung viel mehr dem Geist dieser Partitur, in der Rossini noch einmal die neapolitanische Cembalo-Tradition des 18. Jahrhunderts aufleben ließ.